Milch

Auch heute noch irritieren mich Dialoge mit Supermarktangestellten wie dieser: „Wo bitte finde ich die Milch?“ – „Gleich da vorne in Gang 3 bis 4“ – „Wo denn nun in Gang 3 oder 4?“ – „In Gang 3 und 4“

Artenvielfalt ist ja grundsätzlich etwas Schönes. Lieber sähe ich diese aber bei Pflanzen und Tieren und nicht bei den daraus resultierenden Produkten.  Wird unser Leben wirklich dadurch besser, dass wir täglich aus 42 verschiedene Sorten Frühstücksmilch wählen können?  Egal für welche Sorte ich mich entscheide. Immer habe ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Außer an dem Tag, an dem eine Milchsorte mal nicht da ist. Dann weiß ich genau: Dies wäre die einzige Sorte gewesen, die mich heute glücklich gemacht hätte. Diese „Artenvielfalt“ wäre vielleicht noch angenehm, wenn man die Sorten klar unterscheiden könnte. Vergeblich aber suche ich stets die Milchpackung auf der steht:  „Teuer, von glücklichen Kühen und glücklichen Bauern, 0% der Erlöse gehen an Nestlé.“

Dabei hätte ich auch nichts gegen die Variante: „Mittelteuer, glückliche Kühe, schlecht bezahlte Bauern.“  Wenigstens könnte ich dann klar entscheiden, ob ich das so möchte, oder lieber nehme: „Mittelteuer, unglückliche Kühe, fair bezahlte Bauern.“

Ich habe ja gar nichts dagegen, wenn der geneigte Milchtrinker sagt: „Teure Milch kann ich mir nicht leisten, und Massentierhaltung ist mir egal.“ Bei den aktuellen Mindestlöhnen finde ich diesen Ansatz verständlich. Dann sollte man dies aber auch offen aufs Produkt schreiben und sich die blumigen Marketingsprüche sparen.  Auf Dauer bleibt sonst nur das dumpfe Gefühl, man würde ständig über den Tisch gezogen. Und spätestens dann greife ich nicht mehr zur Milch, sondern zum Bier … aber davon gibt es ja noch mehr Sorten, und zu viel Alkohol ist bekanntlich auch keine Lösung.

 

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