Fleisch

Zu Beginn ist Küchenironie gestartet als Versuch eines Kochbuchs. Schnell aber wurde klar, dass der von mir gewählte Ansatz („Schmeiß in den Topf und schau was passiert“) nicht mehr zeitgemäß ist. Da draußen gibt es massenhaft echte Kreativköche, die selbst Radieschen noch in Mäusefamilie verwandeln:

In dieser Liga hatte ich mit meinen Drei-Farben-Matsch-Ansätzen von Anfang an nichts verloren, oder wie Tochter zu Recht anmerkte: Das schmeckt irgendwie immer gleich… oder auch mal gar nicht.  Da hilft auch mein Gegenargument nicht viel: Dafür macht es auch immer satt… oder halt schlank.

Gleichzeitig ist es heute nicht mehr zeitgemäß einfach die erstbesten Zutaten einzusammeln und zu verkochen. Unsere Supermärkte suggerieren zwar Tag für Tag: „Alles da, und es kostet fast nichts!“  Das jedoch ist ein folgenschwerer Irrtum. Zwar ist z.B. Fleisch dank industrieller Massenfertigung heute billiger als so manches Gemüse, dennoch kostet übermäßiger Fleischkonsum an anderer Stelle, denn in Punkto Klimabilanz ist Fleisch alles andere als ein Schnäppchen.

Die Produktion von Fleisch kostet Wasser, Futter und Ackerfläche. Gleichzeitig produziert die Fleischindustrie schon heute mehr Gülle, als unser Boden aufnehmen kann (Stichwort Nitratbelastung). Ferner erzeugen die Viehbestände Tonnenweise Methan und Lachgas, zwei aggressive Klimagase, die unseren Planeten noch schneller aufheizen als CO2. Wenn es sich dann noch um leckeres argentinisches Rindersteak handelt, kommt noch der Transport dazu (und eine kleine Ecke abgeholzter Regenwald).

Umgerechnet erzeugt 1 kg Rindfleisch aus Argentinien so viel CO2 wie 1600 km Autofahrt. Klar kommt ein Bio-Rind vom Landwirt des Vertrauens um die Ecke auf eine bessere Bilanz (111 Autokilometer), doch selbst für regionales Bio-Vieh gilt: Wenn wir alle Menschen täglich mit Fleisch versorgen wollen, reicht eine Erde dafür nicht aus.

Zwar müssen wir nicht alle zu Veganern werden, jedoch unseren aktuellen durchschnittlichen Fleischkonsum (1,2 kg pro Woche  und Person) verkraftet dieser Planet auf Dauer nicht.

Darum beißt öfter mal wieder in einen Apfel oder vernascht eine Radieschen-Mäuse-Familie, und freut euch dafür am Wochenende auf einen schmackhaften Sonntagsbraten – eure Großeltern erinnern sich noch daran. So wird das Essen auch wieder etwas besonderes und ihr sammelt ganz viele Karmapunkte. Denn wie schon ein altes chinesisches Sprichwort sagt:

An apple a day keeps the doctor away,
but schnitzel every day will blow you planet away.

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2 thoughts on “Fleisch

  1. Heyho,
    Wie so oft hast du recht, was die Klimabelastung durch den hohen Fleischkonsum angeht. Dem aufmerksamen Leser dürfte jedoch aufgefallen sein, dass du die Frage, wie es jetzt weiter geht mit Küchenironie, trotz allem nicht beantwortet hast.
    Selbst wenn es da draußen bessere Köche und Rezepte-Erfinder sowie bessere Profi-Einkäufer geben sollte, gibt es doch immer in jeder Kategorie ein paar Menschen, die besser sind als wir. Ich persönlich finde deine Rezepte super (sie sind für das Niveau meiner Kochfähigkeiten sehr angebracht) und würde mich freuen, weiterhin von dir zu lesen, auch wenn man mal ein bisschen länger wartet.
    Wie meine Oma immer zu sagen pflegte:
    Gut Ding will Weile haben.

    1. Vielen Dank für die schönen Worte. Auf Küchenironie wird es weiterhin neue Texte geben.

      Allerdings werde ich mich in nächster Zeit auf den Klimaschutz konzentrieren. Es gilt das 1,5°-Ziel einzuhalten. Die Maßnahmen unserer Bundesregierung reichen dafür noch nicht aus. Es wird Zeit, dass alle mit anpacken, damit wir Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 erreichen.

      Wie das klappen kann, und warum der Weg dahin Spaß macht, darum wird es in den nächsten Texten gehen.

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